Schilddrüsenabklärung und -Operationen
Aufgrund der Lage der Schilddrüse am Hals sind wir als HNO-Ärzte häufig in die Abklärung und Behandlung involviert. Unsere Kompetenzen haben wir uns während unserer Ausbildung an der HNO-Klinik in Luzern unter Dr. Werner Müller, einem der schweizweit erfahrensten Schilddrüsenchirurgen, angeeignet. In Kooperation mit Prof. Stephan Schmid führen wir Schilddrüsenoperationen am See-Spital Kilchberg durch. Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit Endokrinologen und dem Schilddrüsen-Tumorboard am Triemlispital.
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ mit zwei Lappen vor der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfs. Sie bildet die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) aus Jod und Eiweissbausteinen. Sie bildet zudem das Hormon Calcitonin, welches den Calziumspiegel im Blut senkt. Beidseits an der Schilddrüse oben und unten liegen die kleinen Nebenschilddrüsen, die das Parathormon bilden. Dieses Hormon erhöht den Calziumspiegel. Direkt hinter der Schilddrüse verläuft der Stimmbandnerv (N. laryngeus recurrens).
Die Schildrüsenhormone haben umfangreiche Wirkungen auf den gesamten Körper. Sie erhöhen Herzfrequenz und Blutdruck, steigern den Stoffwechsel, steigern die Aktivität von Schweiss- und Talgdrüsen, erhöhen die Darmbewegungen und sind wichtig für seelisches Wohlbefinden. Patienten können verspüren: Muskelschwäche, Reizbarkeit, vermehrtes Schwitzen, Zittern, Hungergefühl, Durchfall und Haarausfall.
Bei der Hypothyreose, z.B. nach Entzündungen, können sich bemerkbar machen: Gewichtszunahme, Depression, Kältegefühl, Verstopfung, Muskelschwäche und Haarausfall, tiefer Puls- und Blutdruck, erhöhte Blutfette.
Hormonstörungen können durch Bestimmung von TSH, FT3, FT4 einfach im Blutlabor festgestellt werden. Allenfalls interessieren auch Antikörper gegen Schilddrüsengewebe, Calcitonin bei Verdacht auf Bösartigkeit sowie Calcium und Parathormon vor Operationen.
Der Ultraschall (B-Scan) gehört zur Untersuchung jeder Schilddrüsenerkrankung. Alle Ärzte bei uns besitzen die dafür notwendige Zertifizierung und Expertise in Halsultraschall. >>weitere Infos
Gewebeproben werden ultraschallgesteuert mittels Feinnadelpunktion gewonnen.
Bei Heiserkeit, Tumorverdacht und vor sowie nach Operationen wird der Stimmbandnerv durch uns endoskopisch kontrolliert.
In speziellen Fällen wird eine Szintigraphie im Triemlispital angemeldet.
Die Behandlung der Unterfunktion besteht in der Gabe des Schilddrüsenhormons als Tablette 30 Minuten vor dem Frühstück. Die regelmässigen Kontrollen des TSH erfolgen beim Hausarzt.
Bei der Überfunktion wird die Schilddrüse medikamentös mit Thyreostatika gehemmt und Symptome wie Herzrasen mit Betablockern behandelt. Je nach Ursache und Verlauf kann später eine definitive Behandlung mittels Radiojodelimination oder Operation empfohlen werden.
Eine Form der Überfunktion ist der Morbus Basedow, bei welcher Autoantikörper gegen TSH-Rezeptoren der Schilddrüse gebildet werden. Die Diagnose wird durch Nachweis dieser Antikörper (TRAK) erhärtet. Ein TRAK-negativer Basedow ist selten. Die Behandlung ist für mindestens 12 Monate medikamentös mit Thyreostatika und Betablockern. Danach erfolgt ein Auslassversuch. Bei Wiederauftreten der Überfunktion wird eine definitive Behandlung angestrebt, entweder die Radiojodtherapie oder die operative Entfernung der Schilddrüse.
Die meisten Schilddrüsenvergrösserungen sind gutartig, z.B. Folge von Jodmangel. Dennoch muss eine strukturierte Abklärung erfolgen, um ein Schilddrüsenkarzinom auszuschliessen. Anzeichen wie Druckgefühl im Halsbreich, Schluckbeschwerden, Luftnot, Hustenreiz und vergrösserte Lymphknoten am seitlichen Hals sind unspezifisch. Kommen Sie in jedem Fall zu uns, wenn Sie diese 2 Symptome feststellen:
- Tastbare oder bereits sichtbare knotige Veränderung unterhalb des Kehlkopfs
- Neu aufgetretene, anhaltende Heiserkeit ohne Erkältung.
Verursacht eine grosse gutartige Struma zunehmend Beschwerden, bestehen 3 Therapiemöglichkeiten. Die Behandlung mit L-Thyroxin kann eine Verkleinerung um 30% innerhalb eines Jahres bewirken. Auch die Behandlung mit radioaktivem Jod in einer nuklearmedizinischen Abteilung kann eine Grössenreduktion bewirken. Gründe für eine chirurgische Therapie sind eine Struma Grad 2 und 3 mit mechanischer Einengung von Luftröhre (Atemnot), Speiseröhre (Schluckbehinderung), Venenstauung und Wachstum hinter das Brustbein.
Ein Grund für rasch auftretende Schilddrüsenknoten sind spontane Einblutungen ins Schilddrüsengewebe, die wir sehr einfach mittels Ultraschall feststellen können. Die effektivste Therapie ist zur Zeit die ultraschallgesteuerte Punktion und Evakuation mit anschliessender Alkoholinstillation. Ohne Verklebung mit Alkohol wird sich die Zyste nach kurzer Zeit wieder bilden. Dadurch lassen sich operative Entfernungen wegen Schilddrüsenzysten deutlich verringern.
Wir entdecken pro Jahr mehrere Schilddrüsenkarzinome. In der Regel finden wir mittels Ultraschall, häufig per Zufall, einen soliden Schilddrüsenknoten. Bei einer Grösse von über 1cm wird er feinnadelpunktiert und gelegentlich finden sich atypische Zellen, so dass eine Operation notwendig wird. Bei nicht klar malignen Knoten wird zunächst der befallene Lappen entfernt. Ist der definitive Gewebebericht ohne Bösartigkeit, ist keine Hormonsubstitution nötig und der Fall erledigt. Bei Nachweis eines Karzinoms wird die gesamte Schilddrüse entfernt. Allenfalls müssen auch Lymphknoten entfernt werden. Meist muss eine Radiojodtherapie im Triemlispital angeschlossen werden. Nach totaler Thyroidektomie wird das Schilddrüsenhormon lebenslang 1x täglich eingenommen. Die Nachsorge beinhaltet regelmässige Ultraschall- und Blutkontrollen.
Bei der gutartigen grossen Knotenstruma wird angestrebt alle kranken, knotigen Veränderungen zu entfernen und gesundes Gewebe zu belassen.
Bei Schilddrüsenkarzinomen muss alles Schilddrüsengewebe entfernt werden, allenfalls auch die umgebenden Lymphknoten.
Wichtige Ziele sind die Erhaltung der Nebenschilddrüsen sowie des Stimmbandnervs beidseits. Voraussetzungen, dass dies gelingt ist eine grosse Erfahrung des Operateurs sowie das Vorhandensein eines Neuromonitorings und eine gute visuelle Kontrolle.
Die Nebenschilddrüsen bilden das wichtige Parathormon, welches zusammen mit Vitamin D3 den Kalziumhaushalt steuert. Häufigste Erkrankung ist der primäre Hyperparathyreoidismus, bei welchem ein meist gutartiges Adenom zuviel Parathormon ausschüttet. Wir lokalisieren das Adenom mittels Ultraschall und Sestamibi-Szintigrafie, ggf mittels MRI. Die Behandlung besteht in der präzisen Identifikation und gezielten chirurgischen Entfernung des/der betroffenen erkrankten Epithelkörperchen(s), was eine grosse Expertise des Operateurs voraussetzt. Die Chirurgie der Nebenschilddrüsen gehört zu den Schwerpunkten von Prof. Stephan Schmid.
Wenn die Indikation für eine Schilddrüsen-Operation gestellt wird, werden wir Ihren Hausarzt informieren und er wird ggf. einen internistischen Check Up durchführen. Wir benötigen auch eine umfassende Blutlaboruntersuchung. Unter Umständen werden wir eine MRI-Untersuchung des Halses anmelden. Sie werden durch uns individuell über den Eingriff aufgeklärt (>>Aufklärungsformulare SGORL). WIr koordinieren einen OP-Termin im See-Spital Kilchberg zusammen mit Prof. Schmid, welcher Sie ebenfalls vor der Operation in seiner Praxis untersuchen und aufklären wird. Vor dem OP-Tag werden Sie in die Anästhesiesprechstunde eingeladen und über die Narkose aufgeklärt.
Sie treten nüchtern direkt zur OP im See-Spital Kilchberg ein. Das Anästhesieteam begrüsst sie und Sie werden prämediziert. Nachdem Sie im Vorbereitungssaal eingeschlafen sind, werden die Elektroden für das Neuromonitoring des Stimmbandnerven gelegt. In der Zwischenzeit hat sich das 3-köpfige OP-Team vorbereitet. Nach Desinfektion und sterilem Abdecken wird die OP „im Kopf“ durchgegangen (Timeout). Der Eingriff selbst dauert 60-90 Minuten. Nach der Operation werden Calzium und ggf. Parathormonwerte abgenommen und Sie werden auf die Intermediate Care Unit verlegt, wo Sie während einer Nacht betreut werden. Schmerzen müssen Sie nicht befürchten. Danach bleiben Sie in der Regel 1-2 Tage auf der Abteilung. Sobald die Drainage am Hals gezogen werden kann und die Calziumwerte stabil im Normbereich sind, können Sie das Spital verlassen.
Ein Bluterguss (Hämatom) nach 1-2 Tagen kann eine Revision der Wunde erforderlich machen. Trotz Neuromonitoring können meist passagere Stimmbandlähmungen auftreten, die sich erholen. Selten kann ein Tumor den Stimmbandnerv infiltrieren, so dass dieser mit entfernt werden muss. Bei kompletter Schilddrüsenentfernung oder Nebenschilddrüsenoperation kann ein temporärer Calziummangel auftreten, so dass während mehreren Tagen Calzium als Infusion verabreicht werden muss und Sie deswegen einige Tage länger im Spital bleiben müssen.