Schnarchen und Schlafapnoe, Polygraphie

Schnarchen ist in der Bevölkerung häufig und bekommt einen Krankheitswert, wenn es zu schweren Störungen der zwischenmenschlichen Beziehungen führt oder im Rahmen eines Schlafapnoe-Syndroms auftritt. Die HNO-Heilkunde steht im Mittelpunkt der Abklärung und Behandlung. Hauptziele sind dabei erstens die Abgrenzung eines Schlafapnoesyndroms, welches mit Folgeerkrankungen verbunden ist und zweitens die Suche nach einer anatomischen Ursache der Obstruktion.

Das Schnarchen entsteht durch Vibrationen meistens im Bereich des weiches Gaumens und des Halszäpfchens, seltener im Zungengrundbereich. Ursachen sind anatomische oder funktionelle Einengungen im Bereich der oberen Luftwege, die zu einer schnelleren Luftströmung und Unterdruck im Rachenbereich führen sowie Elastizitätsverlust des Gewebes im Alter. Typische Ursachen sind:

  • Behinderte Nasenatmung durch Polypen, Nasentrennwandverkrümmung, Milbenallergie o.a.
  • Enger Rachen mit fleischigem Halszäpfchen
  • Bei Kindern grosse Mandeln
  • Alkoholkonsum abends
  • Übergewicht

Durch kompletten Kollaps des Atemsegments zwischen Gaumen und Zungengrund kann es zu einem Atemaussetzer=Apnoe kommen. Bei regelmässig auftretenden Apnoen spricht man von obstruktivem Schlafapnoe-Hypopnoe-Syndrom (OSAHS). Dabei kommt es zu Sauerstoffsättigungsabfällen und zu Aufwachphasen. Die Schlafarchitektur ist stark gestört. Folge davon ist eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit, welche als wichtiger Risikofaktor für Berufs- und Verkehrsunfälle angesehen wird. Weitere Manifestationen sind u.a. morgentliche Kopfschmerzen, kardiovaskuläre Krankheiten sowie Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen.

Typischerweise sind übergewichtige Männer im mittleren Alter betroffen. Die Bettpartner stören sich ab dem sehr lauten Schnarchen und beobachten Atemaussetzern, die bis zu einer Minute dauern können. Frauen haben diskretere Symptome wie morgendliche Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Stimmungsschwankungen.

Die häufigsten Symptome:

  • Lautes nächtliches Schnarchen mit unregelmässiger Atmung und Atemaussetzern
  • unruhiger, nicht erholsamer Schlaf mit vermehrtem Schwitzen
  • morgendliche Kopfschmerzen
  • Tagesmüdigkeit mit verminderter Leistungsfähigkeit
  • Potenz- und Libidostörungen
  • Depression

Auch Kinder können an einem obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom leiden. Ursache sind meistens zu grosse Mandeln. Typische Symptome sind:

  • Nächtliches Schnarchen gegen einen hohen Atemwiderstand
  • Atempausen mit anschliessendem lauten Einatmen und Weckreaktion
  • Unruhiger Schlaf mit vermehrtem Schwitzen
  • Müdigkeit am Morgen, Konzentrationsstörungen

Falls Sie diese Symptome bei Ihrem Kind anhaltend beobachten, empfiehlt sich eine Abklärung bezüglich Schlafapnoe. Eine klossige Sprache und vermehrte Mundatmung deuten auf übergrosse Mandeln. Die Mandelentfernung löst das gesundheitliche Problem. Eine unbehandelte Schlafapnoe führt zu Entwicklungsstörungen, schlechter Schulleistung und Herzkreislauf-Folgekrankheiten.

Um herauszufinden, ob ein OSAHS vorliegt, wird zunächst der Patient und der Bettpartner/die Bettpartnerin befragt nach Schlafverhalten, insbesondere nach beobachteten Atemaussetzern, Einnahme von Schlafmitteln, Alkoholkonsum abends, Rauchen, Schlafgewohnheiten. Die Tagesmüdigkeit wird mittels validierten Fragebögen erfasst.

Zur allgemeinen Untersuchung gehört die Bestimmung des Body Mass Index, die Blutdruckmessung, Bestimmung des Halsumfangs. Der HNO-Arzt untersucht mittels Endoskopen und einer Widerstandsmessung (Rhinomanometrie) die Durchgängigkeit der Nase sowie die Anatomie des Rachens und Halses.

Bei speziellen Fragestellungen werden Konzentrations- und Wachbleibetests durchgeführt, z.B. um die Fahrtauglichkeit zu beurteilen.

Die nächtliche Atmung, Herztätigkeit, das Schnarchen und der Sauerstoffgehalt werden durch eine Schlafuntersuchung (Polygraphie, siehe unten) zu Hause untersucht und die Aufzeichung wird später durch unsere Ärzte ausgewertet. Allenfalls wird eine erweiterte Untersuchung im Schlaflabor notwendig.

Vor operativen Therapien wird eine Schlafendoskopie in tiefer Sedation durchgeführt, um die dynamischen Engstellen zu lokalisieren.

Zur ersten Abklärung, ob eine Schlaf-Apnoe vorliegen könnte, gibt es kleine tragbare Screeninggeräte, mit welchen der Patient bequem zuhause während der Nacht eine Messung durchführen kann. Wir geben unseren  Patienten ein Somnocheck-Gerät ab. Während der Patient schläft, zeichnet das Gerät den Atemfluss, das Schnarchen, die Pulsfrequenz sowie die Sauerstoffsättigung auf. Die Daten werden anschliessend mittels einer Software analysiert. Mit dieser einfachen Screening-Messung kann eine nächtliche Atemstörung nachgewiesen werden.

Die respiratorische Polygraphie kann ebenfalls zuhause durchgeführt werden. Der Patient wird in der Praxis ausführlich instruiert, wie das Gerät getragen wird und die Brust- und Bauchgurte befestigt werden. Die Sensoren zeichnen den Atemfluss, die Brust- und Bauchbewegungen bei der Atmung, den Sauerstoffgehalt, die Pulsfrequenz, die Körperlage und das Schnarchen auf. Mittels Analysesoftware können verschiedene Schlafstörungen nachgeweisen werden. Ein OSAHS kann sicher diagnostiziert und quantifiziert werden. Bei klarer Diagnose kann eine Therapie mittels CPAP-Maske (siehe unten) begonnen werden.

Patienten mit nichtrespiratorischen und unklaren Schlafstörungen werden im Schlafzentrum des See-Spitals in Kilchberg weiter abgeklärt. Wir gehören als Fachärzte für ORL zum interdisziplinären Team bestehend aus:

  • Innerer Medizin
  • Pneumologie
  • Neurologie
  • Psychiatrie
  • ORL
  • Schlaflaborantinnen

Das Schlaflabor verfügt über 3 Schlafzimmer und eine zentrale Überwachungsstation, wo das Schlafverhalten der Patienten erfasst, Daten registriert und analysiert werden können. Die erhobenen Resultate führen im interdisziplinären Austausch zu Therapievorschlägen, wie der festgestellten Schlafstörung begegnet werden kann.

Zur Behandlung des OSAHS bestehen mehrere Therapieansätze. Wichtig ist die Therapien auch durchzuführen.  Die wichtigste und wirksamste Behandlung ist die CPAP-Therapie (nasal continuous positive airway pressure). Dabei wird der Kollaps des Atemwegs mittels einer auf der Nase getragenen Überdruckmaske verhindert. Ist eine CPAP-Maskenanpassung nicht möglich, können spezielle Zahnspangen eine Behandlungsalternative sein. Sie schieben den Unterkiefer nach vorne, so dass die Zunge vorverlagert wird und ein Kollaps im Zungengrund verhindert wird.

Wichtige Begleitmassnahmen sind:

  • Verzicht auf Alkoholeinnahme abends
  • konsequente Gewichtsabnahme
  • Vermeiden von Schlafmitteln und anderen Medikamenten, die zu einer nächtlichen Muskelerschlaffung führen
  • In erzwungener Seitenlage schlafen, falls die Schlafapnoe überwiegend in Rückenlage auftritt

Es muss unterschieden werden zwischen Schnarcheingriffen und operativer Behandlung des OSAHS. Chirurgische Eingriffe am Gaumen können bei Erwachsenen das Schnarchen in ca. 70% der Fälle verbessern oder beheben. Sie sind jedoch zu wenig wirksam bei einem mittel- oder schwergradigen Schlafapnoesyndrom. Die klassische Schnarchoperation ist die Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP), bei welcher die Mandeln entfernt und die Gaumenbögen vernäht werden sowie das Halszäpfchen gekürzt wird, um den weichen Gaumen zu straffen. Es gibt viele technische Varianten mittels Laser- und Hochfrequenzgeräten mit dem gleichen Behandlungsziel der Gaumenversteifung.
Das OSAHS ist chirurgisch schwierig angehbar, aber oft notwendig, indem ca. 50% der OSAHS-Patienten die CPAP-Maske nicht vertragen. Die Schlafendoskopie hilft die dynamische Engstelle zu lokalisieren und die geeignete Operationsmethode zu wählen. Mehrere der folgenden Operationsmethoden können auch zu einer sogenannten Multilevelchirurgie kombiniert werden, um die Wirksamkeit zu optimieren:

  • Mandelentfernung
  • UPPP
  • Verbesserung der Nasenatmung (siehe unten)
  • kieferchirurgische Vorverlagerung des Unter- und Oberkiefers
  • Laserabtragung bei Raumforderungen im Zungengrund
  • Neurostimulation des Zungennerven mittels eines atemgetriggerten Zungenschrittmachers
  • u.a.m.

Eine vermehrte Mundatmung durch eine Nasenatmungsbehinderung kann Teil-Ursache eines Schnarchens oder einer Schlafapnoe sein. Zudem kann eine CPAP-Maskenanpassung durch eine chronisch verstopfte Nase verunmöglicht werden. Verschiedene Ursachen können die Nasenatmung einschränken wie eine Nasentrennwandverkrümmung, voluminöse Nasenmuscheln, Polypen, Allergien und grosse Rachenmandeln. Die operative Korrektur der Nasenatmungsbehinderung ist einfach durchführbar und dankbar.

Schnarchen und Schlafapnoe bei Kindern werden sehr häufig durch übergrosse Mandeln verursacht. Die Mandelentfernung löst das gesundheitliche Problem.