Kinder-ORL

Im Kindesalter finden sich eine Vielzahl typischer HNO-Erkrankungen. Häufiger gemeinsamer Nenner ist das im Vergleich zum Hirnschädel nachhinkende Wachstum des Mittelgesichtes und die damit noch engen anatomischen Verhältnisse im Bereich der Nase, des Rachens und der Eustachischen Röhre.

Von der Geburt bis zum Erwachsenen ändern sich die anatomischen Proportionen. In den ersten 2 Lebensjahren ist der grosse Kopf auffällig, indem v.a. das Gehirn überdurchschnittllich an Volumen zunimmt, wogegen das Mittelgesicht mit Nase und Mund im Wachstum zurückbleibt. Das Nasenhöhlenvolumen beträgt beim Neugeborenen ca. 10%, dasjenige eines 5-jährigen Kindes ca. 50% des Erwachsenen. Ähnliche Volumenveränderungen finden wir im Rachen. Auf der anderen Seite haben im Kindesalter die Rachen- und Gaumenmandeln ihr grösstes Volumen, was zu Einengungen im Nasen- und Mundrachen führen kann mit behinderter Nasenatmung, nächtlichem Schnarchen mit Atemaussetzern sowie Schleimansammlung im Mittelohr mit entsprechender Schwerhörigkeit und vermehrten Mittelohrentzündungen.

Im Schlaf erschlafft die Zungen- und Rachenmuskulatur. Bei übergrossen Mandeln kann es zu einem Kollaps des Atemwegs kommen. Die Kinder fallen durch lautes Schnarchen auf und zwischendurch kommt es zu Atemaussetzern, während welchen das Kind versucht weiter zu atmen. Erkennbar ist dies an der paradoxen Atmung: Bauch und Brustkorb bewegen sich gegeneinander. Es kommt zum Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut und zur Ausschüttung von Stresshormen, wodurch das Kind kurz erwacht und den Atemweg für ein paar Atemzüge öffnet, bis es wieder einschläft und die nächste Apnoe einsetzt. Der unerholsame Schlaf macht sich durch Konzentrationsstörungen tagsüber bemerkbar, durch nächtliches Schwitzen, unruhigen Schlaf und Einnässen. Herzfunktionsstörungen können die Folge sein. Ursache der Schlafapnoe sind bei Kindern sehr häufig übergrosse Mandeln und deren operative Entfernung eliminiert das gesundheiltliche Problem.

Die ausschliessliche Mundatmung mit verschlossener Nase ist meistens aufgrund einer übergrossen Rachenmandel. Die Diagnose wird durch Einsehen des Nasenrachens mit einem feinen Endoskop gestellt. Seltener ist bei grösseren Kindern eine Milbenallergie im Spiel und kann einfach mittels Hauttest abgeklärt werden. Falls die Behandlung mit einem kortisonhaltigen Nasenspray nicht hilft, kann eine operative Rachenmandelentfernung das Problem lösen. Der Eingriff wird in der Regel ambulant im See-Spital durch uns durchgeführt.

Durch die mechanische Einengung der Tubeneingänge im Nasenrachen infolge einer übergrosse Rachenmandel und oberen Luftwegsinfekten kommt es zur Ansammlung von Schleim im Mittelohr. Bleibt dieser länger bestehen, dickt das Sekret ein zu einer zähen klebrigen Masse. Die betroffenen Kinder fallen durch ein eingeschränktes Hörvermögen auf. Mit der Zeit macht sich allenfalls eine Sprechentwicklungsstörung bemerkbar. Der chronische Tubenkatarrh wird mittels Ohrmikroskop als mattes, verdicktes und unbewegliches Trommelfell erkennbar. Im Hörtest wird eine Schallleitungsschwerhörigkeit festgestellt. Resobiert sich der Erguss nach Anwendung eines kortisonhaltigen Nasensprays nicht innerhalb von wenigen Monaten, wird eine Rachenmandelentfernung und Paukenröhrcheneinlage empfohlen. Der Eingriff erfolgt in Narkose ambulant im See-Spital.

Gemäss aktuellem Leistungsauftrag der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich führen wir Mandeloperation bei Kindern ab 3 Jahren durch. Wir verfügen über eine kompetente Kinderanästhesie und ein geeignetes postoperatives Kinder-Management. Kinder unter 3 Jahren, stark über- oder untergewichtige Kinder, Kinder mit kraniofazialen oder syndromalen neuromuskulären Erkrankungen und anderen speziellen Erkrankungen weisen wir zur Operation ans Kinderspital Zürich.

Die allergische Rhinitis nimmt im Kindesalter zu. Knapp 10% der 5-Jährigen leidet an allergischer Rhinitis und die Sensibilisierung steigt auf 17% bei den 12-Jährigen an. Viele dieser Kinder entwickeln eine allergische Bindehautentzündung, ein allergisches Asthma bronchiale und leiden gehäuft an Mittelohrentzündungen und behinderter Nasenatmung. Der Heuschnupfen ist die häufigste pädiatrische Erkrankung, die mit Homöopathie behandelt wird. Wenn ein IgE-vermittelte Hypersensibilität nachgewiesen ist, wird eine Desensibilisierung empfohlen, um die Entwicklung eines Asthmas zu verhindern.

Ohranhängsel sind kleine häutige Erhebungen, die auch Knorpel enthalten können. Sie liegen meist vor der Ohrmuschel. Ohrfisteln sind Öffnungen vor dem Ohr, aus denen sich Sekret entleert. Sie Gänge enden meist blind, können aber mehrere Zentimeter lang sein und Richtung Gesichtsnerv verlaufen, weswegen die Operation auch mal schwierig sein kann. Abstehende Ohren werden auffällig, wenn sie mehr als 30 Grad vom Kopf abstehen. Sie werden ab dem 6. Lebensjahr operativ korrigiert. Halszysten machen sich als kugelige Vorwölbungen oberhalb des Kehlkopfs (mediane Halszysten) oder seitlich am Hals (laterale Halszysten) bemerkbar. Es handelt sich um gutartige Überbleibsel aus der Embryonalzeit. Zum Nachweis einer Zyste ist die Ultraschalluntersuchung sehr geeignet. Die Halszysten werden operativ entfernt.