Kieferbeschwerden und Kieferphysiotherapie

Kieferbeschwerden sind mit ca. 5% in der Bevölkerung ein häufiges Leiden und führen den Patienten wegen unklaren Ohrschmerzen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel und verminderter Mundöffnung oft direkt zum HNO-Arzt.
Die Ursachen können sowohl psychosomatisch wie auch organisch sein. Die Abklärung und Therapie erfordert eine Vernetzung mit anderen Kompetenz-Disziplinen. Bei Patienten mit Gelenkserkrankungen (z.B. Diskusverlagerung, Arthrose) arbeiten wir mit Kieferchirurgen zusammen. Bei der viel häufigeren, schmerzbezogenen craniomandibulären Dysfunktion mit dem Leitsymptom Zähneknirschen = Bruxismus sind wir mit spezialisierten Zahnärzten, Psychologen und unserer eigenen Kieferphysiotherapie vernetzt.

CMD ist eine Verhaltensstörung, ausgelöst durch belastende Ereignisse und Probleme, wie Stress am Arbeitsplatz und psychische Belastungssituationen und auch durch eine erbliche Veranlagung. Es kommt zur einer starken motorischen Aktivität der Kaumuskulatur und der benachbarten Hals-Schultermuskulatur. Folgen sind Verspannungen, Schmerzen und Zähneknirschen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

  • Ein- und beidseitige Schmerzen Ohrregion, Schläfe, Unterkiefer und Mittelgesicht
  • Nacken- und Schulterverspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Zähneknirschen und Knacken im Kiefergelenk
  • Abgewetzte Zähne mit Schleifspuren
  • Druckempfindliche und verhärtete Kaumuskeln an Wange und Schläfe
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Eingeschränkte Mundöffnung

Um selbst zu testen, ob Sie an einer kraniomandibulären Dysfunktion leiden, stellen Sie sich entspannt vor einen Spiegel. Prüfen Sie folgende Punkte:

  1. Mundöffnung
    -Spüren Sie ein Knacksen in einem oder beiden Kiefergelenken?
    -Kommt es zu Abweichungen zu einer Seite beim Öffnen?
    -Beträgt die maximale Kieferöffnung weniger als 3,5cm, gemessen zwischen den Schneidekanten der Ober- und Unterkieferzähne?
  2. Biss
    Kommen beim Schliessen vor einem vollständigen Zusammenbeissen einzelne Zähne in Kontakt?
  3. Zähne
    Bewegen Sie den Unterkiefer zu den Seiten und betrachten Sie dabei Ihre Zähne, welche zueinander Kontakt haben. Erkennen Sie übermässige Schleifspuren?
  4. Führen Sie Ihre Zeigefinger in den Gehörgang, drücken gegen die vordere Gehörgangswand, bewegen dabei den Kiefer und spüren die Bewegungen des Kieferköpfchens. Sind die Bewegungen schmerzhaft? Knackt es?

Falls ein oder mehrere Symptome zutreffen, leiden Sie sehr wahrscheinlich an einer kraniomandibulären Erkrankung. Sie sollten sich durch einen HNO- oder Zahnarzt untersuchen lassen.

Die Kieferphysiotherapie behandelt Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Kiefergelenks, beispielsweise nach einem Kieferbruch, nach Bestrahlung oder bei einer craniomandibulären Dysfunktion, was weitaus der häufigste Behandlungsgrund ist.
Ziele der Therapie sind Schmerzfreiheit und Wiederherstellung der muskulären Balance durch Lösen des Hartspanns und Behandlung von Schmerzpunkten.
Zuerst erfolgt die strukturierte Aufnahme der Krankengeschichte. Die körperliche Untersuchung der Kieferregion erfolgt entsprechend den aktuellen Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders. Die gesamte Körperhaltung, Statik der Wirbelsäule und Kopfposition wird beurteilt, danach wird systematisch die innere und äussere Kaumuskulatur bezüglich Tonus und Funktionalität untersucht. Die Kieferfunktionen werden ausgemessen.
Nach dem Erstellen eines angepassten Therapieplans erfolgt die Behandlung nach den Prinzipien der Manualtherapie. Myofaziale Triggerpunkte an Kiefer- und Halsmuskulaur werden behandelt. Entspannungstechniken werden erlernt und ein Heimprogramm mit dem Patienten gemeinsam erarbeitet. In ausgewählten Fällen kommen auch Wärme-, Ultraschall- und TENS-Behandlungen zur Anwendung.
Obwohl die Physiotherapie die Psychotherapie nicht ersetzt, kann die Kommunikation und Motivation zur anhaltenden Stressbewältigung beitragen. Frau Jacqueline Vavrina ist spezialisierte Kieferphysiotherapeutin und führt die Behandlungen am Praxisstandort Horgen durch.

  • Fango zur Entlastung der Schulter- / Nacken- / Rückenmuskulatur
  • Physiotherapie und Massage zur punktuellen Entlastung des Schulter- / Nackenbereiches
  • Wirbelsäulentherapie zur Haltungsschulung
  • Entspannungsgymnastik
  • Psychotherapeutische Entspannungsbehandlungen (diverse Methoden)

Zähneknirschen kann durch den anhaltenden hohen Druck zu bleibenden Zahnschäden und zu einer sichtbaren und störenden Vergrösserung der Kaumuskulatur, insbesondere des Massetermuskels, führen. Der Zahnarzt kann zwar durch Anpassen einer Aufbiss-Schiene zum Schutz der Zahnhartsubstanz und des Zahnhalteapparates beitragen. Oft werden diese Schienen jedoch durch den bis zu 10-fachen Kaudruck durchgebissen. Helfen psycho- und physiotherapeutische Verfahren ungenügend, kann der Kaudruck mittels Botoxinjektionen temporär vermindert werden. Dadurch kann auch das Massetervolumen normalisiert und Kopfschmerzen vermindert oder gar eliminiert werden. Die Behandlung muss alle 3-6 Monaten wiederholt werden. Die Anwendung ist off-label. Die Kosten betragen CHF 500.- pro Sitzung und müssen vom Patienten selbst bezahlt werden. Nur ein Teil der Patienten qualifiziert für einen ersten Behandlungsversuch. Dr. Vavrina ist für die Applikation von Botox zertifiziert durch die >>DGBT.