Allergieabklärung

Die Nase ist der Filter für die unteren Nasenwege und auf seiner Schleimhaut setzen sich verschiedene Inhalationsallergene fest, die zu einer Allergiereaktion, einer sogenannten allergischen Rhinitis führen können. Die allergische Rhinitis ist die häufigste allergische Erkrankung. Ca. 15% der Bevölkerung ist betroffen und die Hälfte der Betroffenen hat eine Pollenallergie.

Unter einer Allergie wird eine immunologische Überempfindlichkeitsreaktion des körpereigenen Abwehrsystems auf an sich harmlose, körperfremde Stoffe verstanden. Eine Allergie entsteht nach wiederholtem Kontakt mit dem auslösenden Antigen, indem spezifische Antikörper gebildet werden, die mit dem Antigen reagieren. Je nach Mechanismus und Symptomen werden 4 Allergie-Typen unterscheiden:

  • Typ I: Häufigste Allergieform. Die Symptome treten innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten auf. Beispiele sind die Pollen-, Tierhaar-, Milben-, Insektengift- und Nahrungsmittelallergie.
  • Typ II: Sehr selten. Auslöser können Medikamente sein.
  • Typ III: Nach Allergenkontakt bilden sich nach Stunden grössere Konglomerate aus Antikörpern und Antigenen, die Gefässentzündungen hervorrufen und beispielsweise Nieren und Lunge schädigen können.
  • Typ IV: Hier gehen nicht Antikörper, sondern sensibilisierte T-Lymphozyten gegen die Antigene vor. Bei den Antigenen handelt es sich meist um Metalle und einfache Moleküle. Diese Allergieform bildet sich verzögert aus. Beispiele sind Kontaktekzeme auf Nickel oder Parfüms.

Vor jeder Allergietestung ist das ärztliche Gespräch mit dem Patienten wichtig. Wir fragen nach Symptomen und Krankheitsverlauf während des Jahres und in den Ferien, nach familiärer Belastung mit Allergien und nach bisherigen Behandlungen. Beim Allergietest geht es darum ein spezifischen Allergen zu identifiziern. Es stehen 3 Methoden zur Auswahl:

Hautteste: Beim Prick-Test werden Tröpfchen mit Allergenen auf den Vorderarm geträufelt und mit einem Mini-Stich in Kontakt mit den Hautzellen gebracht. Nach 20 Minuten wird die Reaktion beurteilt. Bei einer postitiven Testreaktion bildet sich eine Hautrötung mit einer Quaddel. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und einfach in der Praxis durchführbar. Jedoch ist Erfahrung in der Interpretation des Ergebnisses notwendig. Wichtig ist, dass Antihistaminika 3 Tage vorher und Kortison bei Langzeittherapie 3 Wochen vorher abgesetzt wurden.

Blutteste: Mittels Blutentnahme und Untersuchung im Labor werden spezifische Antikörper gegen einzelne Allergene nachgewiesen. Positive Ergebnisse entsprechen aber nicht unbedingt einer definitiven Diagnose. Nur zusammen mit dem ärztlichen Gespräch und anderen Methoden, wie dem Pricktest, wir eine Aussage über die Krankheit möglich.

Provokationsteste: Dienen zur Bestätigung oder Ausschluss einer Allergiediagnose, v.a. wenn Patientenbefragung, Haut- und Labortest nicht übereinstimmen. Dabei werden Betroffenen gezielt Allergene zugeführt um Beschwerden zu provozieren, z.B. bei fraglicher Atemwegs-, Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergie. Provokationstest sind nicht ungefährlich. Beim nasalen Provokationstest wird die Reaktion direkt auf der Nasenschleimhaut ausgelöst. Vor und 10 Minuten nach Einbringen einer Testlösung in die Nase wird der Luftstrom mittels Rhinomanometrie gemessen und Symptome wie Niessreiz, Nasenfluss und Nasenatmunsgbehinderung erfasst. Der nasale Provokationstest bestätigt oder schliesst eine nasale Allergiediagnose aus.

Die Pollenallergie ist die häufigste allergische Erkrankung in der Schweiz. Häufig besteht eine erbliche Veranlagung. Beschwerden beginnen ab dem Kindergarten- oder Schulalter.

Ursachen: Auslöser sind Baum- oder Gräserpollen. Durch Einatmen und Ablagerung der Polleneiweisse auf die Atemwegsschleimhaut in der Nase und Lunge wird bei Betroffenen Histamin ausgeschüttet, das zu Entzündungen der Schleimhäute und der Bindehaut führt. Die Beschwerden treten  während der Blütezeit der auslösenden Pflanzen auf. Oft wird schon aus dem Beschwerdekalender klar, um welche Pollen es sich handelt.

Symptome: Typischerweise treten Niessattacken, Nasenfluss, verstopfte Nase, Bindehautentzündung mit Tränenfluss, Juckreiz in Nase und am Gaumen auf. Unterdruck und Schleimansammlung in den Nebenhöhlen können zu Kopfweh führen. Mit der Zeit kann es zur Beteiligung der unteren Atemwege kommen mit Ausbildung eines Asthma bronchiale.

Diagnose: Das zeitliche Auftreten weisst bereits auf bestimmte Pollen hin (>>aktuelle Pollenbelastung). Die Diagnose wird mittels Blut- und Pricktest gestellt.

Behandlung: Während der Pollensaison können Antihistaminika, Leukotrienenanatagonisten, Mastzellstabilisatoren und Kortisonsprays die Beschwerden lindern. Nach eingehender Allergieabklärung und Identifikation der verursachenden Allergene kann eine Desensibilisierung die Erkrankung an der Wurzel behandeln.

Milben sind kleine, mit dem menschlichen Auge nicht erkennbare Spinnentiere.  Sie fühlen sich in unseren gleichmässig temperierten, feuchten Wohn- und Schlafräumen wohl. Hausstaubmilben ernähren sich u.a. von abgeschilferten Hautschuppen, weswegen sie vornehmlich Bettwaren und Matratze besiedeln.

Ursachen: Auslöser der Milbenallergie ist der Milbenkot, welcher sich in mikrofeinen Staub zersetzt und über die Atmung in Nase und Lunge aufgenommen wird und auf deren Schleimhäuten eine allergische Reaktion auslöst.

Symptome: Empfindliche Patienten reagieren mit Husten, Niessattacken, verstopfter Nase und entzündeten Bindehäuten v.a. am Morgen. Mit der Zeit kann sich ein allergisches Asthma bronchiale ausbilden. Auch Hautausschläge können auftreten.

Diagnose: Die Allergiesymptome dauern das ganze Jahr an, auch ausserhalb der Pollensaison. Die Symptome bessern beim Aufenthalt über 1700m, indem ab dieser Höhe keine Milben existieren. Die Diagnose wird mittels Blut- und Pricktest gestellt.

Behandlung: Die Hauptmassnahme besteht in der Reduzierung der Allergiebelastung im Schlafzimmer durch spezielle milbendichte Überzüge. Symptome können mit Medikamenten wie bei der Pollenallergie gemildert werden. Wichtig sind regelmässige Nasenspülungen mit Kochsalz, um das Allergen auszuwaschen. Eine Desensibilisierung ist möglich und wird empfohlen.

Tierhaarallergien sind verbreitet und stellen nach der Pollen- und Milbenallergie die dritthäufigste Ursache der allergischen Rhinitis dar. Ca. 10% der Tierhalter leiden an einer Tierhaarallergie.

Ursachen: Auslöser der Tierhaarallergie sind nicht die Haare selbst, sondern Eiweisse, die durch Haare und Federn verbreitet werden. Die Allergene können Bestandteile von Speichel, Schweiss, Talg oder Urin bestimmter Tiere sein. Besonders häufig sind allergische Reaktionen auf Katzenhaare. Diese verbreiten sich über die Halter von  Katzenbesitzern, weswegen sich auch Menschen sensibilisieren können, die keine Katzen besitzen. Reaktionen können auch Hunde-, Meerschweinchen-, Ross- und Kaninchenhaare auslösen. Bei Vögeln ist die Diagnostik komplexer indem Sensibilisierungen gegen Federn, Kot und Vogelmilben auftreten können.

Symptome: Die Symptome ähneln jenen der Pollen- und Milbenallergie: Niessattacken, Nasenfluss, zugeschwollene Nase, Bindehautentzündung. Mit der Zeit kann sich ein allergisches Asthma entwickeln.

Diagnose: Die Diagnose wird mittels Blut- und Pricktest gestellt.

Behandlung: In schweren Fällen besteht die Hauptmassnahme in der Reduzierung der Allergiebelastung, indem auf die Haltung des allergieauslösenden Tieres verzichtet werden sollte. Die regelmässige und gute Reinigung der Wohnung und Entfernung von Teppichen trägt dazu bei die Allergenbelastung gering zu halten. Kurzfristig können Symptome mit Medikamenten gemildert werden. Eine Desensibilisierung ist v.a. dann sinnvoll, wenn es nicht möglich ist das betreffende Allergen zu meiden.

Nahrungsmittelallergien sind bei ca. 5% der Bevölkerung nachweisbar, v.a. bei Kleinkindern. Mit zunehmendem Alter vertragen sie diese aber wieder.

Ursachen: Auslöser von Nahrungsmittelallergien sind pflanzliche oder tierische Eiweisse. Nach einer Sensibilisierung reagieren spezifische Antikörper sofort mit bereits kleinsten Mengen des auslösenden Nahrungsmittels. Häufigste Auslöser sind Hasel- und Baumnüsse, Kiwi, Sellerie und Äpfel. Schwerere Reaktionen können auf Meeresfrüchte, Nüsse und Sesam auftreten.

Symptome: Im Mundhöhlenbereich kommt es zu Juckreiz, pelzigem Gefühl, Schwellung an Lippen, Wangenschleimhaut, Rachen und Zunge. Schwellungen können eine lebensbedrohliche Obstruktion des Atemwegs verursachen. Weitere Symptome können Bauchkrämpfe, Brechreiz, Durchfall und Hautekzeme sein, in schweren Fällen können Urtikaria, ein Asthmaanfall oder ein anaphylaktischer Schock auftreten.

Diagnose: Die Diagnose wird mittels Blut- und Pricktest gestellt. Hilfreich ist sind regelmässige Patientenaufzeichnungen über mögliche verursachende Nahrungsmittel. Allenfalls müssen Provokationsteste Klarheit verschaffen. Unterschieden werden sogenannte Nahrungsmittelintoleranzen, die keine allergische Reaktion darstellen, wie beispielsweise Gluten- oder Laktoseintoleranz.

Behandlung: Wichtigste Massnahme ist das Meiden des allergieauslösenden Nahrungsmittels. Zudem sollte ein Allergieausweis und ein Notfallset bei sich getragen werden.

Wenn sich zwei Allergene ähnlich sind, kann sich eine Kreuzallergie entwickeln. In der Praxis häufig sind Kreuzallergien zwischen Pollen- und Nahrungsmittelallergenen. Wenn Pollenallergiker beim Essen ein Jucken am Gaumen verspüren oder gar Schwellungen an der Mundschleimhaut auftreten, sollte an eine Kreuzallergie gedacht werden. Hier einige Beispiele:

Birken- und andere Baumpollen:
Apfel, Birne, Aprikose, Sellerie, Beifuss, Nüsse, Karotten

Latex:
Beifuss, Kiwi, Bananen, Avocados

Hausstaubmilben:
Weich- und Schalentiere wie Muscheln und Schnecken

Beifusspollen:
Sellerie, Karotte, Mango, Gewürze

Gräserpollen:
Tomate, rohe Kartoffeln, Getreide-Mehl, Erdnüsse, Kiwi

Behandlung: Bereits das Kochen zerstört viele Nahrungsproteine, so dass die Allergie nicht auftaucht. Andernfalls soll das Nahrungsmittel gemieden werden. Gelegentlich kann eine Desensibilisierung des betreffenden Pollenallergens auch einen mildernden Effekt auf das Nahrungskreuzallergie haben.

Wespen- und Bienenstiche führen normalerweise zu lokalisierten schmerzhaften Schwellungen, die innerhalb von 1-2 Tagen wieder abklingen. Falls aber zusätzliche Reaktionen auftreten wie Atemnot, massive Quaddel, Übelkeit, Kreislaufstörung, muss sofort über Telefon 144 der Notarzt gerufen werden.

Die Diagnose einer Wespen- und Bienenstichallergie erfolgt mittels Blut- und Hauttest. Wird eine solche bestätigt, wird der Betroffene mit einem Notfallset ausgerüstet und instruiert. Dazu gehören Antihistaminika, Kortison und Adrenalin. Zudem kann am Zentrum eine Hyposensibilisierung durchgeführt werden.